Schwanenteich

Schülerblog des Gymnasiums ,,Am Breiten Teich" Borna

[Wer sind wir?] Krieger, Kämpfer, Klägliche

Überall. Wo ich hinsehe, fliegt Munition. Dieses Geräusch, das Knallen der Gewehre und der Bomben, mag wohl mein ganzes Leben in meinen Ohren dröhnen. Ich weiß nicht, wann ich sterben werde. Nur, dass ich meinem Tod noch nie so nah stand.


Erster Weltkrieg, 1914 –1918

Seit es Menschen gibt, fegen Kämpfe nach Überlegenheit und Macht über die Welt. Der erste Krieg der Welt passierte einfach. Es war nichts Großes gewesen und gar nichts für die Ewigkeit. Kein Krieg dauert für immer, so gab es welche, die dauerten hundert Stunden und dreißig Jahre, doch wird es nie aufhören, Kriege zu geben.

Die Umstände sollen verschieden sein, doch teilen die Soldaten viel. Leid. Ob in der Ukraine oder in Vietnam, Menschen kämpfen und sterben. Sie führen Kameradschaften und Feindschaften. Zumindest sollen sie Feinde sein.

In wenigen Minuten werden wir losmarschieren müssen. Dem Feind entgegen. In wenigen Minuten werden ein paar von uns sterben. Wenn die Gefallenen Glück haben, sitzt der Schuss gut und es geht schnell.
Immerfort plagt mich die Angst, einer derer zu sein, deren Leben auf diesem Feld endet. Wir marschieren jetzt.


Korea-Krieg, 1950–1953, Waffenstillstandsabkommen

Im Weißen Haus und Kreml. In der Downing Street 10. und dem Reichstagsgebäude wird über den Krieg entschieden. Verwirklicht wird er aber nicht durch die Gesetzgeber und Generäle, sondern durch Soldaten, die womöglich gar nicht wissen, worauf sie sich einlassen.

„Hurra!“ heißt ein Kriegsbilderbuch aus dem Jahr 1915. Darauf zwei glückliche, kleine Jungs in Soldatenuniform mit Säbel und Gewehr. Hervorragende Propaganda.
Krieg; ein Kinderspiel und für (die Deutschen) Soldaten sowohl einfach, als auch das Großartigste, was sie in ihrem Leben erreichen können. Die Realität mag anders aussehen, doch kann man die verschweigen.

Heut morgen hatte einer unserer Kameraden gesagt, er sei krank und er müsse im Lager bleiben. Der Kompaniechef hat ihn in die erste Reihe geschickt. ‚Kein großer Verlust.‘
Neben mir läuft ein Junge, welcher wohl 16 Jahre alt ist. Das arme Kind.


Vietnamkrieg, 1955–1975

Ein Kind fragt die Mutter, wann Vater wieder nach Haus kommt. Vor einem Jahr zog er in den Krieg. Eine Nacht vor seiner Heimreise haben die Feinde angegriffen. Eine Nacht vor seiner Heimreise haben die Feinde ihn auf seine Himmelsreise geschickt.

Sag, wo die Soldaten sind
Was ist gescheh’n?
Über Gräbern weht der Wind
Wann wird man je versteh’n?

Liebste Tochter,
mach dir keine Sorgen um mich. Papa ist bald wieder bei dir. Immer, wenn mir kalt ist, denke ich an dich und Mama. Dann ist mir wieder warm. Meine Tage aktuell sind anstrengend, aber ich kann euch ja in einer Woche besuchen. Nichts kann beschreiben, wie sehr ich mich freue, dich wieder in den Armen halten zu dürfen.
Dein Vater.


Novemberrevolution, 1918–1919

Nicht nur Frontkämpfer sind es, die im Krieg ihr Leben lassen. Auch ganz normale Menschen, Zivilisten, kommen dabei um. Umkommen, ihr Leben lassen, tun sie auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Ihre Seele kommt um, wie die des kleinen Kindes, welches den Vater verloren hat. Die der Krankenschwester, die tagtäglich verstümmelte Körper ansehen muss. Zum Anderen natürlich, durch Waffen.

Gerade eben kamen gegnerische Soldaten in unser Dorf. Sie klingelten an Haustüren oder stürmten die Häuser einfach direkt – irgendwann kamen sie auch an meinem an – sie zogen alle Frauen und Mädchen auf die Straßen und umkreisten sie. Mit der Waffe auf uns gerichtet. Sie befahlen uns, uns auszuziehen. Nackt. Wer nicht hörte, wurde abgeschossen. Die folgende Grausamkeit können keine Worte und Wörter beschreiben und eigentlich möchte ich in den letzten Sekunden vor meinem Tod an Anderes denken. Ich bekomme keine Luft mehr, ich —


Aus Respekt gegenüber jedem Kriegsopfer verwende ich keine Bilder toter und verstümmelter Leichen. So sollte niemand in Erinnerung bleiben. Ich war nie selbst im Krieg und möchte nie in einem kämpfen. Die Texte, welche ich hier aus Sicht eines Soldaten schrieb, sind das, was ich mir vorstellen kann unter dem Begriff Krieg. Der kursiv gedruckte Text im letzten Abschnitt ist nicht aus der Sicht eines Soldaten, sondern aus Sicht einer vergewaltigten Person. Abschließen möchte ich damit; Nie wieder Krieg.


Bilder:

  1. Käthe Kollwitz, Plakat „Nie wieder Krieg“ (1924)
  2. Unbekannt, „Солунска офанзива“ (1918)
  3. U.S. Information Agency
  4. U.S Department of Defense, F. Kazukaitis (1954)
  5. Bundesarchiv, Bild 119-1577

Zitat: Marlene Dietrich – Sag mir wo die Blumen sind

Buch: Staatsbibliothek Berlin | Hurra! Ein Kriegsbilderbuch

Wie hat dir der Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne, um zu bewerten!

Es tut uns leid, dass dieser Beitrag nichts für dich war …

Lass uns den Schülerblog verbessern! 🙂

Was hätte man hier besser machen können?

, ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert