In Deutschland

Babies mit Piepsstimmen in einer Handtasche mit Kippen, Einkaufszetteln, Tampons und Schokolade. Wichtig anzumerken: Die Tasche darf nicht teurer als 500 € sein, denn das passt doch gar nicht zu den linken Idealen von ihr. Die perfekten Puppen sind in einem Land, in welchem jeder vorurteilt und jeder vorurteilt wird – auch wenn man das doch eigentlich gar nicht darf.

Deutschland in Spiegelstrichen. Deutschland und Deutsche kurz zusammengefasst und über einen Kamm geschert und irgendwie trifft es trotzdem auf alle zu.

Was macht die Deutschen aus? Wie sind sie für andere? Und was ist denn eigentlich Deutschsein? Wie gehöre ich dazu und wie können andere dazu gehören?

Sarah Kilter schreibt in „White Passing“ nicht über Rassismus, sondern über das Darüberreden, über das Sich-Distanzieren und doch Drinsein.


White Passing bedeutet, dass Personen für weiß gehalten werden, obwohl sie es gar nicht sind. Dieser Begriff geht auf Racial Passing zurück, was die grundsätzliche Verwechslung, beziehungsweise falsche Zuordnung, der Herkunft einer Person beschreibt.

Der Begriff kommt aus den USA und heißt übersetzt „als weiß durchgehend“. Vom 18. bis 20. Jahrhundert kam es in der USA, zur Zeit der Sklaverei dazu, dass schwarze Menschen weiß aussahen und somit verdeckt normal leben konnten.

Heutzutage bezieht sich der Begriff „White Passing“, oder allgemeiner „Racial Passing“ auf verschiedenste Identitäten.

„White Passing“ bezieht sich also auf Menschen in fremden Welten. Und auch das Stück, welchen diesen Titel trägt, tut das, wenn auch in ganz unterschiedlichen Formen. White Passing lässt einen, wie durch den Fernseher, auf die ganz eigene Identität blicken und führt dabei zu einer unangenehmen und peinlichen Berührung und bewegt sich zwischen angegriffen fühlen und zustimmen.

Durch eine Handtasche tanzen plastisch zu Bad Romance zwei Barbies und ein Ken. Heiter; fröhlich. Und stoppen. IN DEUTSCHLAND.


Im Stück erfahren wir viel über sie (sie mit kleinem s, nicht Sie), also die Autorin. Über ihre Kindheit, ihren Vater. Gleichzeitig hören wir Akademiker*innen zu, wie sie die Problemchen nicht so ganz verstehen. In Deutschland hören wir vor allem gerne Leuten zu, die etwas schweres durchgemacht haben. Und wenn sie das nicht haben, suchen wir lange danach.

Ein Trauma oder hartes Leben als Vorraussetzung gehört zu werden.

Ich bin sechzehn, Traumata habe ich nicht und von einem harten Leben geht bei mir niemand aus. In den letzten zwei Wochen habe ich mehrmals gehört, dass ich mich mal nicht so haben soll, wenn ich seit vier Wochen keinen freien Tag gehabt habe. Es würde ja nur schlimmer werden. Dies sei das Leben. Oder mir wurde gar nicht erst zugehört, weil ich bin ja jung und ich verstehe das ja alles noch gar nicht, die Erwachsenen haben da, wie konnte ich es vergessen, natürlich den besseren Überblick und ich könne ja einfach mal auf sie hören.

In Deutschland sollten wir also einfach alle mal den anderen zuhören. Aber den will man nicht zuhören also redet einfach keiner.


Bild:

White Passing (UA) – Sarah Kilter
Schauspiel Leipzig
Regie: Thirza Bruncken
Bühne und Kostüme: Christoph Ernst
Auf dem Bild: Julia Preuß, Bettina Schmidt, Meriam Abbas
Aktuelle Besetzung: Anne Cathrin Buhtz, Bettina Schmidt, Meriam Abbas
Foto: Tom Schulze

Quellen und weiterführende Texte:

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