Eigentlich sollte heutzutage kein CSD mehr nötig sein. Wir sollten alle respektvoll und tolerant miteinander umgehen. Doch das wird wohl für immer ein Traum bleiben.
Nur weil irgendwelche Rechten denken, sie seien besser als wir, sich an den Bahnhof stellen und braunes Gedankengut in die Welt hinaustragen und somit dafür sorgen, dass es einen Platz im Alltag unserer Gesellschaft findet.
Wenn ich auf dem Weg zum CSD Angst haben muss, mich so zu zeigen wie ich bin, weil mich homophobe Leute fertig machen könnten, fragt man sich, ob wir uns in der Gesellschaft in der Zeit zurückbewegen. Es ist gerade einmal 30 Jahre her, dass der Paragraph 175 zur Verfolgung Homosexueller in der BRD aufgehoben wurde.
Ich sitze im Zug und mache mir 1.000 Gedanken, was mir alles passieren könnte, sobald ich aus dem Zug steige, nur weil ich nicht hetero oder cis bin, anstatt mich auf die Parade und all die tollen Menschen dort zu freuen und unsere gewonnene Freiheit zu feiern, die jedoch mit dem Rechtsruck in Deutschland immer mehr zu schwinden scheint. Zur Sicherheit befestige ich meine Pride Pins erst, wenn ich auf der Parade angekommen bin und mache sie ab, sobald ich zum Bahnhof gehe.
Doch wieso wird dieser Hass immer lauter? Wieso mischen sich Leute in Sachen ein, die sie gar nichts angehen (wie z.B. das Selbstbestimmungsgesetz)? Selbst in der eigenen Familie ist man heutzutage nicht mehr sicher. Wie soll man sich denn seiner Familie anvertrauen und sich outen, wenn alle stolz „aus Protest“ AfD wählen, um es „Denen da oben zu zeigen“ und sich über „Männer auf Frauentoiletten“ aufregen?
Solche Menschen geben ihren Kindern das Gefühl, dass sie falsch sind, nicht normal und sorgen so für das Ansteigen der Suizidrate unter queeren Jugendlichen. Doch für diese Leute ist das uninteressant. Sie wissen ja schließlich nicht, wie viele queere Jugendliche ihre ganze Jugend bei Therapeut*innen und Ärzt*innen verbringen, um sich selbst zu verwirklichen. Sie können das Leben von der leichten Seite nehmen und andere ohne Konsequenzen diskriminieren.
Bald sind Landtagswahlen und ich habe Angst. Nicht nur ich, sondern viele Jugendliche, ganz zu schweigen vor der Bundestagswahl nächstes Jahr. Genau deshalb brauchen wir leider heutzutage immer noch den CSD und andere Demos, um unsere Stimmen zu erheben. Wenn schon aus Protest wählen, dann doch wenigstens gegen das braune Gedankengut, oder?
Denkt immer daran: „Wählen ist wie Zähneputzen, wenn man es nicht macht, wird es braun.“ Ich will damit alle ab 18 daran erinnern bzw. aufrufen, am Sonntag gegen rechts zu wählen, auch wenn die Aussichten momentan schlecht sind.
Bleibt sicher und stark im Kampf gegen Braun!