Nur Wien, nur Wien, du nur allein,
nicht Prag, nicht London, nicht Paris,
keine Party am Ballermann,
bei der es für uns bestimmt auch ganz toll sein kann,
nur Wien, nur Wien, du nur allein,
du bist und bleibst das Abifahrer-Paradies
unserer Lehrer!
Denn sie schleppten uns Pennäler auf unsere letzte Tour
ins Land der hohen Berge,
der Skihänge und Gipfelkreuze,
der Donaudampfer und Fiaker,
der Heimat von Mozart, Udo Jürgens und dem Terminator,
wo es „Apfelsaft g’spritzt“ gibt, obwohl ich doch nur eine Apfelschorle haben wollte,
wo „es sich nicht ausgeht“, einen „Verlängerten“ im „Sackerl“ zu transportieren,
wo „Paradeiser“ in „Deka“ gekauft und mancher ein „G`spusi“ mit dem „Haberer“ hat,
die Übersetzungen könnt ihr bei Babbel recherchieren,
kurz: Sie schleppten uns nach Wien!
Was hab‘ ich erwartet?
Ein bisschen Sightseeing.
Und vielleicht schönes Wetter.
Zumindest eine Woche keinen Unterricht,
keine Hausaufgaben
und vor allem kein Gedicht
zu schreiben über Wien als Bericht.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein
bist die Geburtsstadt aller Schnitzel.
Zu Sachertorte, Apfelstrudel, Kaiserschmarrn, Palatschinken und kleinen stadtbenannten Würstchen sagen wir auch nicht ‚nein‘
und so blieb keiner daheim.
Unsere Lehrer setzten da eher den Fokus
auf Stephansdom, Burgtheater, Hofburg, Museen und allerlei „Plus“.
Wobei ich wirklich sagen muss,
die Reise versprach abwechslungsreich zu sein.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein,
für dich lässt man sich gern auf neun Stunden Reisebus ein.
Genug Zeit, um Gespräche, Tratsch, Musik und Snacks zu teilen,
das Fresspaket vom Nachbarn schmeckt sowieso immer besser als meines.
Also genossen wir diese unendliche Bustour,
es war immer noch besser als die letzte Matheklausur.
Kaum vernahmen wir den Wiener Schmäh,
das erste „Servus“ und „Griaß di“,
taten uns sogleich die Augen weh
vom Anblick unseres A&O-Hostels.
Ojemine!
Nur Wien, nur Wien, du nur allein
ließest uns den ersten Schock verkraften.
Doch es gab eine Sache, die wir nicht bedachten:
Das Abendessen!
Das war jetzt nicht so bemessen,
wie wir uns das in unseren Träumen erträumten,
standen wir doch vor dem leergeräumten
Buffett.
Statt Schüsseln mit Topfenschmarrn und Marillenknödeln voll,
haken wir das Abendessen mal ab unter „war nicht so toll“,
gab es doch nur geschmacksneutrales Gemüse
aus der Hostelkombüse.
Trotz der Enttäuschung beim Essen kamen wir schnell zu dem Schluss:
Wien bei Nacht sehen, das ist ein Muss!
So zogen wir los, allein in die Nacht,
immer schön darauf bedacht,
uns nicht zu verlaufen, stattdessen tolle Fotos zu schießen,
von uns und den Freunden und all den Lichtern,
vom Flair der Stadt, die sich spiegelt in unsern Gesichtern.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein
zeigtest dich am nächsten Tag vorerst nicht bei Sonnenschein.
Später wurde das Wetter angenehm
und wir haben uns die Stadt angesehen.
Auch Haus der Musik und Burgtheater standen auf dem Programm,
denn von Kultur und Kunst
hätten wir sonst keinen Dunst
ohne unsere Lehrer.
So hatten wir uns schick gemacht für den obersten Theater-Rang
und sahen den Zauberberg mit sehr viel Tiefgang.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein
präsentiertest uns bei Kaiserwetter kaiserliche Kaiserzimmer:
Sisi-Museum, Schönbrunn und Hofburg hatten alle den gleichen Protz und Glimmer.
Viel Gold, viel Kunst, viel Tand, viel Viel
bot hier ein jedes Ausflugsziel.
Schön war es dann auch auf dem Prater zu sein.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein
hast über 300 Museen
und wir durften am dritten Tag entscheiden,
zum Technikmuseum oder zu Freud zu gehen.
Zwischen diesen beiden
fällt die Wahl sehr schwer,
umso mehr,
wenn man weder zum Technik-Freak noch Psychoanalyst
geboren ist
und Wien noch mindestens 298 weitere Museen misst.
Doch Hoffnung nahte:
Für Kunstliebhaber boten Picasso und Monet in der Albertina ganz besondere Exponate.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein
enttäuschtest uns dann doch nicht
in kulinarischer Hinsicht
und so fuhren wir heim
mit zwei Kilo mehr von Wiener Schnitzel und Co.,
das war ja Pflicht,
und ‘ner Torte im Café Sacher sowieso.
Was hab‘ ich noch erlebt?
Ich hab‘ in Wien viel Neues gesehen,
Eindrücke gesammelt und allerlei Ideen
für dieses Gedicht.
Was hab‘ ich vermisst?
Mein eigenes Bett.
Ein paar Berge vielleicht. Sonst eigentlich nichts.
Ich fand‘s ganz nett.
Und sind wir doch mal ehrlich, ist es eigentlich egal,
wo man hinreist,
was man ansieht
oder auslässt.
Sind es doch die Freunde,
die uns hierhin begleiten,
die immer schon da waren
und mir hoffentlich noch lange bleiben,
die Lehrer,
die uns dazu animieren, Neues zu entdecken,
die Erinnerung,
die wir erschaffen
in einem Lebensabschnitt, den wir bald beenden.
Nur Wien, nur Wien, du nur allein,
nicht Prag, nicht London, nicht Paris,
du bist und bleibst mein Abifahrer-Paradies.