Schwanenteich

Schรผlerblog des Gymnasiums ,,Am Breiten Teich" Borna

Interview mit Herrn Glaser-Gallion

Wir haben ein Interview mit Herrn Glaser-Gallion gefรผhrt, da er durch seinen abwechslungsreichen Unterricht und sein lockeres, freundliches, lustiges Wesen unser Interesse geweckt hat, mehr รผber ihn zu erfahren.

Schรผlerblog: Kรถnnten Sie sich bitte kurz vorstellen und sagen, was Sie unterrichten?

Herr Glaser-Gallion: Moin, ich bin gebรผrtiger Stuttgarter, aber in Lรผneburg bei Hamburg aufgewachsen. Fรผr mein Studium kam ich nach Leipzig und habe es so schรถn gefunden, dass ich hiergeblieben bin. Ich unterrichte Deutsch, Geschichte und seit diesem Jahr auch Geografie in zwei  5. Klassen.

Wie kam es dazu, dass Sie diese Fรคcher unterrichten?

Nach dem Abi wusste ich nicht, was ich machen sollte, deswegen versuchte ich durch verschiedenste Praktika, welche vorwiegend im sozialen Raum waren, herauszufinden, was mir liegen kรถnnte.ย  Diese Praktika habe ich in einer Unternehmensberatung, einer Marketingabteilung, bei Streetworkern, einer Fรถrderschule und einer Hauptschule absolviert. Danach war relativ schnell klar, dass ich Lehrer werden will.ย  In den Naturwissenschaften war ich nie besonders gut, weswegen diese schon einmal wegfielen. An Geschichte und Deutsch war ich schon immer interessiert, daher entschied ich mich dafรผr diese Fรคcher zu studieren. Geografie finde ich auch interessant, weshalb ich mich bereiterklรคrt habe, dieses Fach fachfremd zu unterrichten und bisher lรคuft es ganz gut.

Was war Ihre Motivation Lehrer zu werden?

Nach dem Abi wusste ich wie gesagt nicht, was ich tun soll, machte Praktika und habe somit bemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen gefรคllt. Insbesondere mit Schรผlern kommt es oft zu anspruchsvollen Situationen, aber auch zu lustigen oder schรถnen Situationen. Zum Beispiel Schรผler, die in der siebten Klasse aus dem Werk von Karl Marx zitieren oder die ganzen Schรผler, die mir geholfen haben meine Prรผfungen gut zu รผberstehen bzw. zu bestehen. Natรผrlich birgt der Job auch viel Stress, aber wenn man dann einen selbst gebackenen Kuchen oder ein Shirt mit dummen Sprรผchen aus dem Unterricht von seinen Schรผlern geschenkt bekommt  (GrรผรŸe an die ehemalige 10-2 und den ge1 Grundkurs), weiรŸ ich wieder, warum ich gerne Lehrer bin.

,,Neben meinen Kollegen haben aber auch die Schรผler einen groรŸen Anteil daran, dass ich in Borna bleiben wollte.“

Herr Glaser-gallion

Das habe ich auch erfahren, als ich nach dem Studium mit meiner Freundin durch Osteuropa und Russland gereist bin. Wir sind ohne Auto gereist und hatten zwei Jahre vorher fรผr diese Reise gespart. Unterwegs haben wir – um die Kosten niedrig zu halten – fรผr Kost und Logis gearbeitet, zum Beispiel durch Hรคuserrenovieren, Schafehรผten oder Gartenarbeit. In einer Hippie-Kommune in Russland, in einem Wald, 200 km von Moskau entfernt, haben wir eine Gruppe von 50 russischen Kindern im Alter zwischen einem und vierzehn Jahren betreut.ย  Ein Teil der Eltern war zwar auch anwesend, aber man musste trotzdem immer aufpassen, dass kein Kind im Wald verschwindet, oder sich beim Holzhacken verletzt. Auch die Verstรคndigung war sehr spannend, da wir nur ein paar Worte Russisch und die Kinder, wenn รผberhaupt, nur sehr rudimentรคr Englisch sprachen. Aber wenn man zu einem Schachduell aufgefordert wurde oder gemeinsam kochte, funktionierte die Kommunikation auch mit Hรคnden und FรผรŸen. Aber gerade diese Herausforderungen sind es, was ich liebe, wenn ich mit Menschen aus allen Altersklassen und Lรคndern zu tun habe.

Was haben Sie denn noch so auf Ihrer Reise erlebt?

An den meisten Orten, an denen wir waren, sprachen wir die Sprache nicht, gab es kein flieรŸend Wasser oder eine elektrische Heizung. Wenn man Abend vorher kein Holz gehackt hatte, dann musste man frieren. Diese direkten Resultate aus den eigenen Aktionen sind etwas, was mir an meinem Lehrerberuf etwas fehlt. Wenn ich hier etwas richtig mache, dann erfahre ich das meistens erst nach lรคngerer Zeit. In diesen Monaten habe ich sehr viel Erfahrung gesammelt, die auch fรผr mich als Lehrer sehr wichtig bzw. prรคgend waren. Trotzdem habe ich nach der Reise erst noch ein Jahr als Zeitarbeiter verschiedene Jobs erledigt, bevor ich dann mein Referendariat angefangen habe. Unter anderem habe ich in einer Mรถbelspedition gearbeitet oder im Wald beim Bรคumefรคllen ausgeholfen.

Beschreiben Sie ihre bisherige Zeit hier an unserer Schule!

Es war eine sehr turbulente Zeit bisher (auch dank Corona), man wird im Studium nicht wirklich darauf vorbereitet, vor einer Klasse zu stehen. Im Referendariat wird man plรถtzlich mit der Realitรคt konfrontiert und muss feststellen, dass die ganzen guten Ratschlรคge von der Uni nicht dem ersten Ansturm standhalten. Aber ich habe immer auf die Unterstรผtzung von meinen Kollegen bauen kรถnnen. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und fรผhle mich hier sehr wohl. Neben meinen Kollegen haben aber auch die Schรผler einen groรŸen Anteil daran, dass ich in Borna bleiben wollte.

Kรถnnen Sie uns ihre Lieblingsbands nennen?

Ich hรถre gerne Black- und Death Metal, auf eine bestimmte Band will ich mich nicht festlegen, Hauptsache es ist laut und extrem. Aber manchmal brauche ich Abwechslung von dem ganzen Gerumpel und hรถre mir entweder Blues und Jazzmusik an oder russischen Hardbass.

Spielen Sie ein Instrument?

Ich spiele E-Gitarre und das schon seit 13 Jahren. AuรŸerdem war ich bereits in diversen Bands, mit denen ich dann auch in den Niederlanden, Spanien, Polen oder Russland gespielt habe. Momentan arbeite ich daran, mir wieder eine neue Band aufzubauen und Musik aufzunehmen.

Was ist Ihr Lieblingsfilm?

Ich liebe Filme und habe eine sehr lange Liste mit Filmen, die ich noch sehen will.ย  Grundsรคtzlich stehe ich auf alle mรถglichen Genres unter anderem Actionfilme wie The Raid oderย  Heat. Aber auch die koreanischen Filme wie Oldboy, Parasite oder The Wailing haben es mir sehr angetan. Wenn ich Lachen will, dann schaue ich Schtonk, Thank You For Smoking oder Heavy Trip. Dieser hat schon deshalb einen besonderen Platz in meinem Herzen hat, da er von drei finnische Jugendlichen handelt, die endlich mal mit ihrer Death-Metal-Band berรผhmt werden wollen. Sehr zu empfehlen ist aber auch der Film โ€žWeitโ€œ, was eine Dokumentation รผber ein deutsches Pรคrchen ist, das drei Jahre um die Welt getrampt ist. Dieser Film war fรผr meine Freundin und mich sehr inspirierend. รœber das Thema Filme kรถnnte ich stundenlang sprechen.

Vielen Dank fรผr Ihre Zeit, Herr Glaser-Gallion.