Warum sieht der Fels aus wie ein Mensch, wie funktioniert Donner, oder warum blüht im Frühling alles? Für all diese Fragen hatten die Menschen vor ein paar tausend Jahren Erklärungen – die Götter. Sie erzählten sich Geschichten, Mythen, über Sterbliche und Götter, Titanen und Nymphen.
Wer Latein hat, oder Medien wie Rick Riordans „Riordanverse“ ft. Percy Jackson und Magnus Chase, Netflix` „KAOS“ oder das Buch „Song of Achilles“ von Madeline Miller kennt, wird wissen, wie surreal, aber auch brutal manche dieser Erzählungen sein können.
Natürlich sind diese Geschichten heutzutage für uns nicht mehr real – leider. Zumindest bin ich der Meinung, dass ein kleiner Mythos hier und da den Alltag etwas erfreulicher machen würde. Oder habt ihr euch nie gefragt, wie z.B. der Teich hier vor unserer Schule entstanden ist? Wer weiß, vielleicht hatte ja irgendein griechischer Gott seine Finger im Spiel …
Es begann alles mit einem Schwan. Keine Sorge, das wird hier kein Leda-und-Zeus-Ding, niemand verwandelt sich in einen Schwan. Zumindest Zeus nicht.
Und eigentlich begann auch nichts mit einem Schwan, sondern endete mit einem.
Es begann mit Schwandreas. Schwandreas war ein aggressiver junger Mann, der immer mit einem Stock in der Hand herumlief, und meist von den Bewohnern seiner Stadt gemieden wurde. Er lebte hier in Borna, ganz nah an unserer Schule. Er ging täglich seine Runde, einmal rundum die große Wiese vor seinem Haus. (Merkt euch das mit der Wiese, das ist wichtig für später.)
Also, stellt euch folgendes Szenario vor: Schwandreas lief gegen Abend seine tägliche Runde, mit grimmigem Blick und aufrechtem Gang. Alles lief wie gewohnt, bis er ein Mädchen erblickte. Natürlich hätte er sie verscheuchen können – seinen Stock werfen oder so. Aber er war ungewohnt gut gelaunt, und entschied sich dazu, sie zu ignorieren.
Er lief also an ihr vorbei und setzte seine Runde fort. Links und rechts schöne grüne Wiesen, mit Blumen und anderem Grünzeug.
Schwandreas ging also ganz entspannt weiter, und beendete seine Runde. Doch plötzlich – wer hätte es gedacht – ein Schrei! Schwandreas drehte sich also um und zögerte kurz. Er kam zu dem Schluss, dass das nur das Mädchen von vorhin hätte sein können. Nun, Schwandreas war zwar dafür bekannt, aggressiv zu sein, aber er war nicht jemand, der einfach Leute, die in Gefahr sein könnten, im Stich ließ.
Also lief er quer über die Wiese, um dem Mädchen zu helfen.
Den Stock fest umklammert schlich sich Schwandreas nun in die Richtung des Baumes, unter dem das Mädchen saß. Und tatsächlich – er konnte die Gestalten zweier Personen ausmachen. Die eine Person schien auf dem Boden zu liegen, und die andere stand über ihr, mit erhobener Waffe – einem Schwert oder so.
Schwandreas eilte also schnell auf die Gestalten zu, seinen Stock in den Händen, und bereit, das Mädchen zu verteidigen. Doch es lief anders als geplant. Gerade wollte Schwandreas seinen Stock erheben, als er erkannte, dass das Mädchen gar nicht am Boden lag. Es war ein älterer Mann. Seine grauen Locken fielen auf den Boden, während er, halb liegend, halb hockend, versuchte sich hochzustemmen. Verwirrt trat Schwandreas einige Schritte zurück.
„Was wird das?“, fragte er mit erhobener Stimme und beide Personen drehten sich um. „Du schon wieder..“, murrte das Mädchen und legte sich ihre Waffe – einen Dreizack und kein Schwert – lässig über die Schulter.
„Hallo, du.“
Der Mann schaffte es endlich sich hinzustellen. „Witzige Geschichte. Ich wollte mich nur dieser jungen Dame hier vorstellen – ihr schien das jedoch nicht so zu gefallen.“ Er räusperte sich.
„Vorstellen nennst du das also? Wohl eher Belästigung deiner Schwägerin!“, schnaubte die leicht aufgebrachte Frau zurück.
Die beiden diskutierten ein wenig weiter, ohne wirklich auf Schwandreas zu achten, der mit der ganzen Situation verständlicher Weise etwas überfordert war. „Also, ich will mich hier wirklich nicht einmischen, und ich hab eigentlich auch keine Ahnung, wer ihr seid oder was hier los ist, aber ich muss doch bitten! Man belästigt doch niemanden!“
Während er sprach schwenkte er seinen Stock in der Luft rum – und nun haltet euch fest, denn jetzt folgt der spannendste Plotwist, den ihr je gelesen habt!
(Achtung, das war Sarkasmus.)
Er erwischte den Mann mit voller Wucht im Gesicht.
An dieser Stelle wäre es, glaube ich, angebracht zu erwähnen, dass der ältere Mann Zeus ist, und die Frau Amphridite, welche mit Zeus‘ Bruder Poseidon verheiratet ist.
Folgende Dinge passierten nun schnell hintereinander: ein lauter Knall hallte über die Wiese, Zeus schrie überrascht auf, ein weiter Knall hallte über die Wiese, Amphridite schrie überrascht auf, und Federn flogen herum.
Dort auf der Wiese, wo ein paar Momente zuvor noch Schwandreas stand, hockte nun etwas.
Ein Schwan.
Der König der Götter hatte Schwandreas, nachdem dieser Zeus mit dem Stock im Gesicht erwischt hatte, in einen Schwan verwandelt!
Zeus schnaubte abfällig. „Niemand haut mich, den König der Götter, mit einem Stock.“ Und er verschwand.
Schwandreas, starr vor Schreck, sah nun zu Amphridite hinüber. Diese zögerte erst, seufzte dann aber und sah sich um.
„Wie wär’s, wenn ich dir dein, äh, neues Zuhause, etwas verschönere? Dich zurückverwandeln kann ich leider nicht…“, schlug sie vor. Die Göttin schnipste einmal mir den Finger, und um sie herum begann sich die Erde zu vertiefen – und mit Wasser zu füllen. Bereits ein paar Minuten später befanden sich beide auf einer mit Bäumen bedeckten Insel in einem breiten Teich.
Amphridite verabschiedete sich und Schwandreas lebte fort an jenem Teich und dreht immer noch seine tägliche Runde.
Bildquelle: KI-generiert aufgrund inhaltlicher Merkmale (ChatGPT)