Die Weltansicht der Romantiker
“Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren / Sind Schlüssel aller Kreaturen”
Mit diesem Zitat aus Novalis Gedicht “Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren” (1800) lässt sich die gesamte Weltanschauung der Romantik ziemlich gut beschreiben.
Grade eben erst ging die weltverändernde Epoche der Aufklärung zu Ende und hinterließ eine Gesellschaft, die die Welt mit wissenschaftlichen Mitteln zu erklären strebte. Inmitten dieser forschenden Gesellschaft fanden sich nun einige Menschen, die die Welt lieber mit ihren emotionalen Empfindungen statt der so kalten und tristen Wissenschaft erobern wollten. Aus ihnen entstand letztendlich die – drei Künste umfassende – Romantik.
Die Schwarze Romantik
In Mitten dieser Gefühlswelt bildete sich ziemlich schnell ein Subgenre, welches mit einem Hang zum Magischen und Phantastischen die dunkelsten und abgründigsten Seiten dieser Gefühle darstellen wollte – die sogenannte Schwarze Romantik.
Die Literatur
In Werken wie E.T.A Hoffmans “Der Sandmann”, Edgar Allan Poes “Der Rabe” oder Mary Shelleys “Frankenstein oder der moderne Prometheus” verlieben sich Charaktere in Maschinen, treffen scheinbar magische Raben und erschaffen künstliches Leben. Während die Romantik geprägt ist von einer Vielzahl von Emotionen, drehen sich die Werke der schwarzen Romantik um die tiefsten Abgründe des Menschen: Paranoia, Schizophrenie und Wahnsinn prägen diese Epoche.
Die bildende Kunst
Schwarze Romantik beschränkt sich jedoch nicht auf die Literatur, sondern war vor allem in der Kunst eine wichtige Epoche. Geprägt von den brutalen Terrorherrschaften und vernichtenden Koalitionskriegen der Französischen Revolution bewies sich die Kunst im Aspekt Dunkelheit als gleichauf zur Literatur: kalte, starre Klippen an weißem Strand überzogen mit Menschenschädeln in “Die Gestade der Vergessenheit” (Eugen Bracht).
Raues dunkles Meer mit hoffnungslosem Horizont in “Der Mönch am Meer” (Caspar David Friedrich).
Und verfallene Gemäuer in einem toten Wald umgeben von Finsternis mit einem verschwindend kleinem Mond auf einem sternenlosen Himmel in “Die Abtei im Eichwald” (ebenfalls Caspar David Friedrich).
Die bildende Kunst der schwarzen Romantik drückt in ihren Bildern dasselbige dunkle, hoffnungslose und einsame Gefühl aus, von welchem die Literatur handelt. Oft treten auch mystische Monster auf die schwarz-romantische Bühne.
Die Zukunft der Schwarzen Romantik
Zwar fand die Epoche der Romantik um etwas 1840 ihr Ende als literarisch einflussreiche Strömung, jedoch besteht der Einfluss der Schwarzen Romantik bis heute.
Denn die Schwarze Romantik als Kunstform mit all ihrer Verlorenheit, ihrer Grausamkeit, ihren Abgründen, ihren Schrecken usw. bildet, gemeinsam mit der englischen Schauerliteratur (auch „Gothic Novel“) den Prototypen der modernen Horrorliteratur. So lassen sich vor allem in Videospielen die Einflüsse der Schwarzen Romantik gut sehen. Im Horror-Game-Genre (z. B. Signalis) geht es oft um dieselben menschlichen Abgründe, dieselben mystischen Wesen und dasselbe Leid, welches die Schwarze Romantik vermittelte.